Ein Leserbrief: Keiner mag mich

Lieber Sasabudi,

mir geht es nicht gut. Ich möchte mir ein paar Zeilen von der Seele schreiben. Kannst du dafür sorgen, dass viele Menschen das lesen?

Worum geht’s? Es ist ganz einfach: Keiner mag mich.

Alle denken und reden schlecht über mich. Die meisten wechseln das Thema, sobald sie nur ahnen, dass ich in der Nähe sein könnte. Viele wollen mich auch nicht wahrhaben, wenn ich direkt vor ihnen stehe und ihnen meine Hilfe anbiete. Es ist schrecklich. Es fühlt sich so schlecht an. Ich versuche doch nur zu helfen.

Ich diene dem Leben seit Anbeginn der Zeit mit allem, was ich habe. – K…….

Wenn es zwei Standpunkte gibt, dann bin ich da. Ich versuche dem Neuen Raum zu geben. Nur so kann Entwicklung passieren.

Innovation soll in einem Umfeld passieren, in dem sich alle liebhaben und abbusseln. Ich kann euch eins garantieren: Innovation wird nichts werden, wenn ihr mich aussperrt.

Dauerhaft gute Leistungen in Organisationen und Teams kann es nur mit mir geben. Wenn sich alle immer liebhaben, wenn alle immer gleich denken würden, wenn niemand etwas sagen würde, um die Harmonie zu gefährden, ja, dann würde es die Menschheit schon lang nicht mehr geben.

Harmonie hier, Harmonie da. Das Ganze ist so zwanghaft. Schau mal auf LinkedIn, Insta, Facebook oder einem Kaffeehaus: Alle lachen. Alle wollen nur ihre Sonnenseite zeigen. Keiner will mich dabeihaben. Das ist zum Kotzen. Meinen Spezis Wut, Angst, Trauer und Scham geht’s da ähnlich.

Und jetzt dieses ganze rosarote New-Work-Geblabber halte ich auch nicht mehr aus. Framework hier, Scrum und Product Owner da. Man lässt Menschen aufeinander los, ohne ihnen die Kompetenz gegeben zu haben, mit mir umzugehen. So viel Schmerz, ich kann es kaum mitansehen.

Wenn ich dann mal anklopfe, weil es notwendig wird, dann sind sie völlig überfordert und ich muss noch mehr Energie reinsetzen, damit sich das System wieder einpendelt. Und dann gibt’s wieder Leid und Schmerz, weil sie mit mir nicht umgehen können und ihr Krokodilhirn mit ihnen durchgeht. Am Ende mögen sie mich trotz all meiner positiven Absicht nicht. Sie beten die Harmonie, Freude und Frieden an.

Die Harmonie ist gar nicht nur gut!

Klar, das Gefühl, das man mit der Harmonie hat, das ist feiner. Ich verstehe das. Aber es gibt da auch Schattenseiten, die die Menschen nicht kennen, die sie ausblenden. Wenn Harmonie das ultimative Zielbild ist, dann steigt die Tendenz, dass man Dinge nicht anspricht.

Man blendet Sachen aus. Man redet sich ein „Wird schon wieder“. Und wie ehrlich ist das dann, frage ich euch? Man sieht Sachen und spricht sie nicht an!

Wenn Menschen eine Idee haben, die das Bestehende in Frage stellt, das Potenzial hat, etwas zu verbessern, dann sprechen sie es nicht an, weil es ja die Harmonie gefährden würde. Ich sage ja nicht, dass man immer alles ansprechen muss, aber wenn man sieht, wie sehr mir so viele Menschen ausweichen, ist das schon nicht mehr nur dysfunktional, sondern toxisch.

Eine Scheingesellschaft, in der man sich ins Gesicht lügt in der Hoffnung, dass einem die anderen auch nichts Kritisches sagen. Ich nenne es von Angst geprägtes Davonlaufen vor möglichem Schmerz.

Meine Qualitäten, die nicht gewürdigt werden

Ich gebe den Personen Stärke und Mut, für etwas einzustehen. Das braucht es, um Dinge anzusprechen, um Entscheidungen zu fällen. Klarheit hilft den Menschen. Ohne mich gibt es auch keine Harmonie.

Meine Kraft gibt den Menschen die Möglichkeit, gegen das Bestehende anzukämpfen und Neues, Besseres zu etablieren. Ohne mich kein Fortschritt. Ja, wenn ich dabei bin, dann eskaliert es auch häufig. Aber nochmal: Was kann ich dafür, wenn sie nicht mit mir umgehen können? Aber ich lasse mich regulieren.

Es erfreut mich, wenn ich nicht immer noch mehr Energie reinstecken muss als notwendig. Es braucht halt nur die Kompetenz von den Menschen.

Das kann man lernen, wie Radfahren, wenn man das will. Lernt man nur nirgends. Entweder nichts sagen, bis es einen innerlich oder äußerlich zerreißt, oder voll drauf. Das lernen wir. Dann kann ich so hilfreich sein für die Menschen.

Mein Wunsch

Die Menschen sollten uns wie Yin & Yang sehen. Es braucht uns beide. Sie sollten uns beide gleich wertschätzen. Sie sollten verstehen, dass es beides braucht. Sie sollten verstehen, dass beides hilfreich sein kann. Sie sollten lernen, mit mir umzugehen, mich zu regulieren. Dann muss ich auch nicht immer so viel Energie reinballern, bis die Thematik gelöst ist.

Und wenn sie mich regulieren können, dann gibt es auch viel weniger. Wenn die Menschen Zuversicht in ihre Kompetenz haben, dann würden sie unterschiedliche Meinungen nicht persönlich nehmen.

Ich müsste viel weniger eskalieren. Es würde viel weniger Schaden und Leid entstehen. Und die Menschen bräuchten nicht in Sorge vor Rache, Schmerz, Schuld und Scham sein.


Liebe Menschen,

  1. lernt mich kennen und schätzen.
  2. Lernt, mit mir umzugehen.
  3. Lernt, bewusst zu entscheiden, ob ich oder Harmonie hilfreich ist.
  4. Löst euch von eurem Zwang.

Mit ein paar Lernsessions wäre euch so viel geholfen.

  • Beschäftigt euch mit den Modellen von Schulz von Thun usw. (4 Ohren, Teufelskreislauf, Transaktionsanalysen, inneres Team,…).
  • Auch gewaltfreie Kommunikation hilft euch, heikle Themen annehmbar anzusprechen.
  • Und vor allem… studiert die Konfliktbibel von Klaus Eidenschink. Der hat mich echt verstanden.
  • Wenn du ganz mutig bist, dann beschäftige dich mit Angst, Schuld, Trauer, Scham und Schatten. So wie ich haben auch sie viel preiszugeben. Lernst auch sie ganzheitlich kennen, und dein Leben wird sich verändern.

Nehmt diese Themen in eure Weiterbildungen auf, das würde mich freuen… für dich und die gesamte Menschheit. Danke.


Lieber Sasabudi, ich hoffe, ich habe nicht zu viel gejammert und du hast ein klein wenig Verständnis für meine Situation. Ich habe auch gesehen, du hast schon ein tolles Video von mir und Harmonie auf YouTube. Ich finde, dafür gebührt dir der Oscar. Genial.

Ich möchte hier auch noch ein wenig Werbung für das Buch „Die Kunst des Konflikts“ von Klaus Eidenschink machen. Ich fühle mich fast ein wenig nackt, so detailliert wie er mich dargestellt hat. Aber es fühlt sich gut an. Danke, Klaus.

Und danke, dass du das online stellst, Sasabudi.

Herzlichst, dein Spezi, der Konflikt


Diffi: Ja lieber Konflikt, ich habe sehr viel Verständnis für deine Situation. Ich trete ein für dich, wo ich nur kann. Ich habe da auch einen ersten Leserbrief für dich, der mich zuversichtlich stimmt. Aber lies selbst.


Lieber Konflikt,

ich mag dich. Wenn du dich so aufregst und kleine Flammen aus deinem Kopf kommen, das finde ich voll süß. 😍

Und wow, du sprichst mir mit jedem Wort aus der Seele. Mir geht’s auch nicht gut. Glaube es oder auch nicht, ich habe das gegenteilige Problem. Leute verehren mich. Ich bin der immerwährende Idealzustand.

Aber ich sehe auch, sie sind süchtig nach mir. Sie saugen mich aus. Aber ich bin doch gar nicht die Lösung für alles.

Und das Schlimmste: Sie entscheiden sich gar nicht bewusst für mich, sondern aus einem inneren und/oder äußeren Zwang heraus. Sie lassen mich nicht los, klammern zwanghaft und panisch an mir.

Das fühlt sich nicht gut an. Ich will, dass sich die Menschen bewusst für mich entscheiden. Ich kann nur jedes deiner Worte unterschreiben. Ich freue mich auf eine viel aktivere und bewusstere Zusammenarbeit mit dir. Zwinker Zwinker…

Dein Fan, in Liebe, deine Harmonie 😘

#konflikte #regulieren #harmonie #achtsamkeit #sasabudistyle #inspiration #polaritäten

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Zu guter Letzt, was sagt ihr… schaffen wir es, Konflikt und Harmonie zu einem Paar zu machen?

Konflikt und Harmonie in Zweisamkeit

P.S.: Wie steht’s um deine Konfliktkompetenz? Regulierst du, unterdrückst du oder ballerst du drauf los?

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