Informations-Management #3 – Einfach mal das Undenkbare zur Normalität machen

Du kennst das?

  • Stundenlanges dahinscrollen um am Ende festzustellen: Jetzt hab ich wieder nicht geschafft, was ich eigentlich wollte! Ups, ich sitze ja immer noch am Scherm (dt. WC) …

Warum das so ist, und was du dagegen machen kannst, hab ich in Teil#1 und Teil#2 beleuchtet. Heute erzähl ich dir, wie es mir geht, in meiner Welt ohne Smartphone.


Teuferl: Ja Diffi, jetzt bin ich gespannt. Du hast seit 2 Jahren kein Smartphone, warum zum Teufel (hehe…) machst man das?

Diffi: Ganz einfach, ich konnte nicht anders.

Teuferl: Was soll das heißen?

Diffi: Ich hatte irgendwann ein Bild im Kopf. Ich will das meine Kinder die echte Welt erleben, sie spüren und wahrnehmen. Ich selbst natürlich auch. Ich war viel zu viel an dem Ding. Sich bewusst für etwas entscheiden und nicht wie willenlose Süchtige an Smartphones hängen, dass ist aus meiner Sicht ein Future Skill. Und dann hab ich mich gefragt

„Wie kann ich eigentlich von meinen Kindern verlangen, dass sie nicht vor dem Screen kleben, wenn ich das Ding permanent griffbereit und vor den Glupschern (dt. Augen) habe?“.

Und ab da war es logisch, dass ich einen Weg ohne Smartphone finden werde.


Teuferl: Mich interessiert das ja nicht, aber vielleicht interessiert es einen Leser. Erzähl halt mal…

Diffi: Ganz so einfach ist es eh nicht gewesen. Smartphone weg geht ja im Jahr 2024 organisatorisch gar nicht mehr so einfach. Z.b. braucht man ja irgendein Smartdevice fürs Internet-Banking, und auch für viele andere Bürger-Services. Also hab ich mir einen Dual Sim Vertrag genommen und das billigste Simfähige Tablet auf Amazon gekauft. Das ist aber quasi nur fürs Banking eingeschaltet.

Die restliche Zeit hab ich mein schönes Dumb-Phone, ein Nokia Klapptelefon.


Teuferl: Na guade Nacht, du lebst ja wie vor 20 Jahre. Dann bist du ja voll offline, … voll Weg vom Schuss?

Diffi: Nein, ich hab natürlich einen Laptop. Wenn ich meine Zeit am Lapi nicht hätte, dann würden meine inneren informationssüchtigen Anteile richtig rebellieren.

  • Ich hab am Lapi Whatsapp, Facebook um mit Freunde und Familie vernetzt zu sein. LinkedIn um zu schauen, was sich bei den Gurus tut. Nur ich bekomm es halt nicht LIVE mit, sondern erst wenn ich bewusst die Kiste anmache.
  • Wenn ich neugierig bin, dann googelt ich auch mal dahin um mich aufzuschlauen. Aber oft schreib ich mir tagsüber ein Post-It, wo ich die Themen sammle, die ich dann abarbeite. Das hilft mir, mich nicht zu verzetteln.

Teuferl: Und was machst, wenn du unterwegs bist, wie soll das funktionieren?

Diffi: Das funktioniert wunderbar. Es hat ein paar Wochen gedauert bis die Scherze von Freunden und Bekannten aufgehört haben, aber jetzt wissen es alle. Wenn ich gach (dt. rasch) was von Diffi brauch, dann muss ich anrufen oder ein SMS schreiben. Und weißt was das beste ist?

Teuferl: Nein sag…

Diffi: Ich hab die Fadheit wiederentdeckt! Du glaubst ned wie geil es ist, wenn man wo zu früh ist und kein Smartphone dabei hat.

Teuferl: Du Voi-Sepp, was ist da geil dran? Des is doch des Beste, wenn einem fad ist, dann kann man sich schön ablenken … ähm… und versinken und nichts mehr mitkriegen von der echten Welt… äh ok, … erzähl.

Diffi: Zuerst ist es ein wenig fad. Dann bleibts fad. Und danach ist es auch noch a bisserl fad… Dann hörst deine informationssüchtigen Anteile bizzln, wennst genau hinhörst… Aber dann… dann lernst wieder zu schauen, Dinge wahrzunehmen, zu beobachten, … ich fahr jetzt oft noch a bisserl früher zu Treffpunkten, weil ich das so fein finde.

Ich brauch keinen Achtsamkeitskurs, ich hab das jeden Tag mehrfach. Und nach dem Beobachten tauch ich dann automatisch in eine neue Welt ein, in eine, in die man nur „Störungsfrei“ kommt.

Teuferl: Hört sich ein wenig „elitär“ an, du Krocha (dt. Aufschneider). Aber gespannt bin ich schon ein bisserl…

Diffi: Nach der Fadheit kommen unglaublich klare Gedanken! Und nach den Gedanken kommen oft auch sehr innovative Ideen! Und das ist auch gar nicht anstrengend, es kommt einfach, es wäre anstrengend sie nicht zuzulassen … Irgendwie scheint das ein guter Modus zu sein für mein Unterbewusstsein, mir geiles Zeugs zu schicken.


Teuferl: Ok, ich bin mittlerweile neidisch, aber erzähl mir gern noch ein paar Vorteile! Ich steh eh auf Schmerzen.

Diffi: Ok, wenn ich Gespräche führe, dann bin ich 100% dort, wo ich gerade bin.

Ich bin immer dort, wo ich gerade bin!

Mein Gegenüber bekommt 100% Diffi Aufmerksamkeit! Kein Piebsen, kein Vibrieren, kein kurz schauen und was tippseln. Wenn du mal schaust, wie viele Leute, obwohl sie zusammen sind, immer wieder und fast permanent in das Kastl (Smartphone) schauen, dann kann man das eigentlich nicht gut finden. Und ich glaube, es kann sich auch keiner mehr ausnehmen.

Das Schlimme daran, es ist normal! Jeder tut es. Du ja auch. Und es ist keine Entscheidung die man bewusst trifft, es ist wie ein Magnet, es kostet Energie nicht draufzuschauen.

Ich kann gar nicht, weil ich die Versuchung gar nicht mithabe.


Teuferl: Jetzt wo du es sagst… Schau dich doch mal um in Besprechungen?

  • Wie viele sind mit voller Aufmerksamkeit am Thema?
  • Wer klotzt aufs Smartphone und wer ist am Laptop?

Und alle jammern darüber, dass die Produktivität, Innovationskraft und auch Teamzusammengehörigkeit besch… äh… eiden ist.

Diffi: Hab ich dich schon umgestimmt Teuferl?

Teuferl: Geh, hör auch mich zu sekkieren (dt. hänseln). Sag, hat das Offline Programm eigentlich Nachteile auch?

Diffi: Naja, manchmal versäumt man etwas auf Whatsapp oder a interessante Email, dass wichtig gewesen wäre. Aber eigentlich dann auch nicht. Ich finde das nicht mehr schlimm, 1-2 mal am Tag, hab ich ja die Gelegenheit am Lapi Dinge zu checken.

Und natürlich spür ich unterwegs öfter den Digitalen Hunger. Aber gleichzeitig trainiert es ja auch die Kompetenz „Es mal auszuhalten, wenn Bedürfnisse nicht sofort befriedigt werden“. Dank Klaus Eidenschink weiß ich, dass ist genauso wichtig im Leben, wie Bedürfnisse zu befriedigen.

Teuferl: Aber was ist mit den ganz wichtigen Informationen?

Diffi: Naja, ich kann nur sagen, was ich früher schon gemacht habe. Ich hab mein Firmenhandy in der Früh in die Schreibtischlade gelegt. Meinem Chef hab ich natürlich nichts gesagt, hehe… Meine Mitarbeiter haben gewusst wo sie mich finden, wenn es etwas wichtiges gibt. Und in all den Jahren als Führungskraft, hat mich vielleicht 1-2 mal wer aus Besprechungen rausgeklopft. Die anderen 9.924.228.167.294 Emails, waren nicht so wichtig, bzw. hab ich meinen Mitarbeitern vertraut, Dinge selbst zu entscheiden. Die wenigen Male wo es notwendig war, hab natürlich ich den Kopf für meine Mitarbeiter hingehalten. Aber ganz ehrlich, wenn ich entschieden hätte, wäre mehr Blödsinn rausgekommen. Ich kann da das Buch „Turn the ship around“ empfehlen.


Teuferl: Ok, du hast mich soweit, … ich will das auch…. was soll ich machen, damit ich das auch zusammenbringe?

Schlüsselfaktor 1: Das wichtigste ist, ein emotionales Bild im Kopf!

Teuferl: Echt jetzt, ein Bild?

Diffi: Richtig, ich bin mir sicher, ohne diese emotionalen Bilder wäre es bei mir unmöglich gegangen. Die Szene -> „Max, Fini, legt das Handy weg!“ „Papa, du hast es doch selbst die ganze Zeit in der Hand!“ Ich hab das Bild gebraucht. Diese Sorge, dass meine Kinder ohnmächtig sind in einer Welt in der vieles danach strebt, sie süchtig zu machen, ist nach wie vor der Treibstoff für meine Veränderung.

Meine Kinder sollen die Kompetenz haben zu wählen:

  1. Will / muss ich connected bzw. im digitalen Austausch sein? Brauch ich Informationen? -> Smartphone ON
  2. Will ich Ruhe, Fadheit, Genuss, Innovation und Fokus? -> Smartphone OFF

Ich kann das ja nur verlangen, wenn ich es vorlebe!

All die anderen Vorteile, dass ich auch in der Arbeit sehr viel produktiver und kreativer bin, die nehme ich gerne mit, die waren aber nicht der Auslöser.


Schlüsselfaktor 2: Respektier deine inneren Anteile!

Ach ja, respektiere deine informations“süchtigen“ Anteile. Information ist wichtig um in Kontakt zu bleiben, Status zu zeigen, Wissen aufzubauen, sich sicher zu fühlen,… Also mach einen inneren Deal,… finde Platz & Zeit um diese Bedürfnisse zu stillen. Glaub mir, sie werden sonst Wege finden dich auszutricksen.

Damit mich die inneren Junkies nicht austricksen (weil am Anfang haben sie mir natürlich noch nicht getraut), schick ich mir regelmäßig automatische Emails, die „uns“ an den Deal erinnern.

Hätte ich das nicht, hätte mich diese Anteil wahrscheinlich schon weichgekocht und von meinem Weg abgebracht… „Jetzt ist es wichtig“, „Nur diese Ausnahme“, „Nur kurz“,…

Aber mittlerweile, wissen sie, dass sie mir vertrauen können und diese Stimmen sind weg! Weil mir das Thema so wichtig ist, sind die automatischen Emails immer noch an.


Teuferl: Danke Diffi, willst noch was sagen?

Diffi: Ja, und zwar warum ich das hier schreibe. Ich höre immer wieder „Das geht nicht!“, „Ich habs schon probiert“, „Es geht nicht, weil…“.

Schlüsselfaktor 3: Menschen brauchen Vorbilder!

Mit dem Post will ich zeigen, es geht. Vielleicht geht es bei dir anders als bei mir, aber es geht,… und es ist wunderbar.

Glaub mir eins:

Ich war noch nie so produktiv, kreativ & in meiner Mitte wie in den letzten 2 Jahren!

Bei vielen anderen Themen bin ich kein Vorbild, aber wenn ich hier, mit dem Post Menschen inspirieren kann, ihren Weg zurück in die Offline Welt zu finden, dann war es das doch wert.

Glaub mir eins: Ich war noch nie so produktiv und Kreativ wie in den letzten 2 Jahren!


In Zukunft brauchst du, deine Mitarbeiter und deine Kinder die Kompetenz zu unterscheiden:

  1. Will ich jetzt online sein?
  2. Will ich jetzt offline sein?

Ach ja, ein Muskel wächst nur, wenn man ihn trainiert. Also leg los…

#achtsamkeit #offline #inspiration #motivation #selfhelp

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