Teamwork #1 – Scheinharmoniker, Nein sagen & tuscheln

Wenn Teamwork funktioniert, ist das immer wunderbar, oder?

Kaum ein anderer Begriff im Arbeitsumfeld ist so positiv behaftet wie Teamwork. Und gerade deshalb (👹 hehe) will ich mich heute auf die Suche machen, um die grauslichen Seiten auf dem Weg hin zu echtem Teamwork zu beleuchten.

In Teams sind ja immer Menschen, die gemeinsam Aufgaben abarbeiten und/ oder ein Ziel erreichen sollten.

  • Jetzt sind die Menschen schon unterschiedlich genug. Manch einer versteht sich selber schon nicht und viele verstehen auch nicht warum andere so „dumme“ Dinge tun, wie sie es häufig machen. Dort, wo andere gern in Kontakt sind, geht die Nähe anderen auf den Kecks.
  • Gleichzeitig gibt es auch Anforderungen an das Team, die sehr, sehr schwer zu erfüllen sind. Sie sollen sich an Standards halten und gleichzeitig auch innovativ sein. Teams sollen flexibel sein, aber gleichzeitig auch fokussiert und effizient.

That’s not easy, that’s heavy. Unterschiedlichste Standpunkte & Zielkonflikte sollen unter einen Hut gebracht werden.

Und dann ist es ja heutzutage auch noch ungemein wichtig, dass wir mit allen gut auskommen und es allen gut geht. (Wenn du etwas zwischen den Zeilen gelesen hast, dann kann ich da nichts dafür. Dort stehen tut nichts, hehe…).


Evolutionär sind wir ja soziale Herden-„Tiere“. Wir brauchen Menschen um uns, um uns wohl zu fühlen. Das ist aus folgenden Gründen ja auch mehr als logisch:

  • Gegen den Säbelzahntiger ist es in der Gruppe einfacher -> Don’t be alone!
  • Das mit der Fortpflanzung funktioniert allein auch nicht wirklich -> Don’t be alone!
  • Und wenn man mal keine Beute macht oder keine Früchte oder Beeren findet, kann man sich auch nichts schnorren -> Don’t be alone!

All das und noch viel mehr wird uns mit in die Wiege gelegt und daher steckt uns das „Don’t be alone“ irgendwo ganz tief in den Genen. Sinek Simon erklärt das ja mit seinem „Circle of Safety“ wahrlich vorzüglich. Long story short:

Keiner will alleine sein!

„Wir sollten gut miteinander auskommen“ ist in der heutigen Zeit irgendwie dem „Wir müssen uns alle lieb haben“ gewichen. Und trotz diesem großen Wunsch läufts nicht immer rund… wenn wir uns ehrlich sind…

Wenn es nicht so läuft: Die sichtbaren Symptome

Wenn es nicht so läuft, sind die Symptome, solange man keine 2 Hühneraugen hat, relativ einfach zu sehen. Wenn man nichts sehen mag, sieht man natürlich auch nichts. Manch einer hat ein hochtrainiertes Unterbewusstsein, das alles ausblendet, verbiegt und verzerrt was „unangenehm“ ist. Aber in den anderen Teams sieht man es eh relativ klar. Es gibt:

Missverständnisse, Vermeidung, Konflikte, Passiven Widerstand, Kritik und Beschwerden, Ablehnung, Tuscheln, Neid, Wichtigtuerei, Passivität, Priorisierung falscher Aufgaben, Frustration, Beschuldigungen, Geringes Engagement, Misstrauen, Resignation, Frustration, Zweifel, Bizzln und Mimimimi… All das kann man relativ rasch erkennen.

Neben all dem oft unnötigem menschlichen Stress und Leid, leidet auch die Organisation in Form von Produktivitätsverlusten und sicher auch sehr bald die Kunden unter schlechten Produkten & Service.

  • Und manch einer versucht zwar ein „Reissts euch zusammen… !“, wird aber auch feststellen, dass es nicht ausreicht um ein Team zu formen.

Nur wenn man die Ursache kennt, kann man nachhaltige Lösungen erarbeiten. Nun gibt es da ca. googolplex plex mögliche Ursachen und ein pauschales Anbieten von „How to be a great Leader and how to make fantastic Teams“ Checklisten ist zwar populär auf LinkedIn… ist aus meiner Sicht nicht nur „arrogant“ sondern schlichtweg deppat… äh sorry, nicht sehr hilfreich.

Schon hilfreich kann es sein, hinter den sichtbaren Symptomen gewisse Dysfunktionen und deren Mechanismen zu kennen und zu verstehen. Weil es hat doch auch schon der Goethe Wolfi gesagt…

„Es hört doch jeder nur, was er versteht.“


Diffis typische (Dys)funktionen

In den nächsten Beiträgen werde ich meine Sichtweise zu speziellen Dysfunktionen und auch den anderen Lösungsweg anbieten. Egal, ob du in einem Team oder eine klassische Führungskraft bist, du kennst diese Dysfunktionen alle.


Beginnen wir mit meinem Favoriten:

Hauptsache mir geht’s gut – Scheinharmonie ole ole

„Was du machst ist mir eigentlich egal, solange ich das machen kann, was ich will.“ – Sissy Scheinharmoniker

Scheinharmoniker sind übrigens dieser Tage sehr häufig. Bist du auch einer? An folgenden Gedanken kannst du erkennen, ob du ein Scheinharmoniker bist:

„Da war doch gar nichts!“ „Ist doch halb so wild!“ „Für mich passt es eh!“ „Es ist doch nicht mein Job das anzusprechen!“

Wenn es über lange Zeit keine intensiven Diskussionen, emotionalen Meinungsverschiedenheiten bzw. Konflikte gibt, dann seit ihr wahrscheinlich schon mitten drinnen.

Warum kann das schlimm sein?

Wenn alle machen können, was sie wollen, dann wird es finster rund um die eigentlichen Teamaufgaben / -ziele.

Je mehr (Über-)Kapazität vorhanden ist, je unklarer Prioritäten und je weniger bei Nicht- Einhaltung Konsequenzen folgen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich dieses Phänomen einschleicht.

Glaub ja nicht, dass dein Team in einem solchen Zustand heiße Kartoffeln bzw. schwierige Themen angreift. Und wenn, dann werden Themen ewig diskutiert und am Ende doch wieder nichts entschieden. Logisch, man könnte ja jemandem wehtun. Und diejenigen könnten sich dann später „rächen“. Oder es wird ersichtlich, dass man selbst auf der falschen Seite gestanden hat. Und das ist dann mit großer Beschämung und Rangverlust verbunden. Aua…. Dann besser nichts ansprechen.

Output bzw. Ergebnisse können nur erreicht werden, wenn man als Organisation massiv Überkapazität zur Verfügung stellt. Glücklich sind die, die sich das „noch“ leisten können.

Aber wehe es passiert etwas und man kommt in eine Krise. Stell dir einfach vor ein Haus brennt und die Feuerwehrmänner haben keinen Plan. Alle laufen voller Energie, aber planlos durch die Gegend, die Hütte brennt ab und man gibt sich „natürlich“ gegenseitig die Schuld und schimpft rum.

Jeder hat es besser gewusst, nur miteinander hat es halt nicht funktioniert.

Aber genau das zeichnet großartige Teams aus. Wenn es brennt, dann sitzen die Abläufe.


Häufig im Windschatten der Scheinharmonie ist dann auch das:

„Ich kann nicht Nein sagen“

Wenn alle von klein auf zu Gutmenschen erzogen werden und es überall eingebläut bekommen (Schau dochmal hier auf LinkedIn), dann wird es zunehmend schwer mit dem „Nein sagen“.

Meine verwegene Hypothese: Es ist in den seltensten Fällen eine bewusste Entscheidung zu helfen, sondern ein Zwang. Man hält es aus Unsicherheit (Angst) ja gar nicht aus, nicht zu helfen.

Und auch wenn ich jetzt als „old white man“ schubladiert werde, ich glaube das Frauen tendenziell öfters davon betroffen sind als Männer. Wir Männer haben eher andere Probleme. Dazu ein anderes mal mehr.

Und wenn das Wohl der Teams im Vordergrund steht, dann steht das eigene Wohl ja im Hintergrund.

Der Antreiber „Mach es allen recht“ durchbricht da häufig die 40 Punkte Skala.

Das führt dann in vielen Fällen zur Selbstaufgabe, sofern man überhaupt irgendwann gewusst hat, was man selbst braucht. Und selbst, wenn man es weiß, ist man ohne die Kompetenz, seine Bedürfnisse regulieren zu können, auch nur unglücklich. In Summe kann das alles dann zu so schrecklichen Dingen wie Überlastung, Depression oder Burn Out führen.

Aber Achtung, ich plädiere hier nicht pauschal für mehr Egoismus. Schon aber dafür die Kompetenz fördern „sich zu gspian“ und dann bewusst zu entscheiden.

  • Hab ich Zeit? Hab ich Energie? Hab ich Lust?

Ob das dann auch noch die Aufgabe von Führungskräften ist, diese Kompetenz zu fördern, darüber kann man wahrscheinlich philosophieren. Wobei eigentlich auch nicht, auch wenn sich das viele von Führungskräften wünschen würden, diese Kompetenzen gilt es anderweitig aufzubauen. Eine Führungskraft ist kein Coach oder Therapeut.


Ebenso kommt mit der Scheinharmonie oft das…

Tuscheln – Natürlich hardcore übereinander, und nicht miteinander reden

Was steckt da dahinter?

Naja, wenn es knistert, dann will man nicht alleine dastehen. Man braucht Sicherheit. Um die zu bekommen sucht man sich Personen von denen man leicht ein „Ja, du hast recht“ bekommt. Ob man dann alles genauso erzählt wie es wirklich war ist dann nicht wichtig. Hauptsache man hat recht und ist nicht alleine.

Wenn jemand anderer der Außenseiter / der Schuldige ist, dann fühlt Mann und Frau sich gleich viel sicherer, falls es dann doch mal kurz zu einem Konflikt kommt.

Oh yes, die Evolution ist so schlau. Es muss uns ja nicht gefallen, aber es macht ja irgendwie doch alles Sinn, oder?


Zusammenfassung

Jaja, so einfach ist das nicht mit Teams. Menschen machen schon komisches Zeugs, Teams noch viel mehr.

Die Frage, die du dir heute stellen kannst, ist…

Nachdem du es eh nicht zugeben würdest, dass du ein Scheinharmoniker bist, stell ich dir folgende Frage.

Welchen Umgang pflegst du mit den Scheinharmonikern?

Lass mich gern deine Gedanken wissen bis zur nächsten Ausgabe. Dann gehts weiter mit komischen Dingen rund um das Thema Teamwork.

#leadership #teamwork #harmonie #coaching #motivation

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