Konflikte #2 – A Differenz Konflikt-Kompass

Heute geht es weiter beim Thema Konflikte. Letztes Mal ging es um den Konflikt-Spiegel. Der Konflikt-Spiegel soll einen Beitrag leisten, das Konfliktsystem mit all seinen Ausprägungen und Merkmalen sichtbar zu machen.

Heute geht es um den Konflikt-Kompass. Der soll dir helfen…

  • deine bestehenden Muster, Wohlfühlzonen, Triggerbereiche und vor allem NEUE WEGE zu entdecken.

 


 

Wer das Buch „Die Kunst des Konfliktes“ von Klaus Eidenschink gelesen hat, wird wahrscheinlich nachhaltig beeindruckt und vor allem auch sehr viel schlauer sein. Wenn nicht, hat man eine sehr einschneidende und schmerzhafte Bildungslücke.

Gefühlt gehen einem in jedem Absatz die Lichter auf. Mir ging es zumindest so.

Nachdem ich auch den herzergreifenden Leserbrief (Plottwist inklusive) von einem Freund publiziert habe, verspürte ich das tiefe Bedürfnis, das Erlernte auch in mein tägliches Arbeiten einfließen zu lassen.

Nachdem ich mir die neun Pole zwar nicht merken kann, es aber gerne würde, habe ich mir ein Arbeitsvorlage entwickelt.

Ich hätte schon die Schule nicht ohne Schummeln geschafft, warum also nicht auch hier meinem Gedächtnis ein wenig helfen?

Ich benutze es seit einigen Wochen in „meinen“ Konflikten, und ich kann euch gar nicht sagen, wie flashig das ist.


 

Wie benutzt du den Kompass?

Einfach ankreuzen und los geht’s. Zeile für Zeile einfach jeden Pol (=Links und Rechts) bewerten!

  1. Wie sehr bist du dieser Typ (1-10; 1=gar nicht, 10=Vollgas)?
  2. Und unter dem Strich kannst du versuchen einzuschätzen, wo deine Konfliktpartner unterwegs ist.

Wenn man das Ding so vor sich sieht, bekommt man plötzlich ganz viele Ideen, wo sich vorher schon Resignation breit gemacht hat.

Ich hab hier mal 3 mögliche Szenarien aufgemalt. Jedes Szenario zeigt einen anderen Status quo.

Vielleicht triggert ihr euch ja ohne es zu wissen gegenseitig. Mit meinem Konflikt-Spiegel vom letzten Beitrag, kannst du es rausfinden.

 


 

Aber wenn du das jetzt so vor dir siehst, kannst du nachdenken…

Was willst du erreichen?

  • Sofortiger Friede, Sieg, Kompromiss, Kooperation,… Richtig, keins davon ist immer optimal.

Wenn du das verstehen willst, kommst du um das Buch von Klaus Eidenschink nicht herum. Wenn du weißt, was du willst, dann bist du bereit für folgende Frage:

Welchen Schieberegler magst du mal bewegen?

Wenn du neugierig bist, wird dir der Kompass zeigen, dass vielleicht das Gegenteil von dem was du jetzt machst, auch mal einen Versuch wert wäre. Es geht ja nicht darum, das zu machen, was du eh kannst, sondern das, was hilfreich sein könnte in Bezug auf den Konflikt.

Und hilfreich kann es eben auch sein, den Konflikt „warm“ zu machen. Wenn er eh heiß ist, dann kannst du andere Hebel verschieben.

Mach das, und du wirst erstaunt sein, wie sich dann Dinge ändern werden. Aber es wird auch ungewohnt sein für dich.

Und glaub mir, dein Konfliktpartner wird es auch merken… wenn du etwas für dich so „untypisches“ machst.

Aber lass dich darauf ein und erweitere deine Range!

 


Zusatzübung: Visualisiere deine gesamte Range und deine Trigger!

Gleichzeitig kannst du die Vorlage noch für etwas ganz anderes verwenden.

  • Zeile 1: Markiere deine Range! In welche Bereiche kannst du wie weit schieben? Wie wohl fühlst du dich im „Einen“ und wieviel im „Anderen“?
  • Zeile 2: Markiere das „Eine“ & das „Andere“, inwieweit sie dich triggern!

Auch hier wieder 3 Beispielhafte Szenarien.

  • Szenario 1: Du kannst das „Eine“ super (8/10), dass „Andere“ aber nur 3/10. Triggern tut es dich, wenn einer genauso ist wie du.
  • Szenario 2: Du hast fast eine Full-Range (8/10 links und 9/10 rechts) und die Trigger sind sehr schwach.
  • Szenario 3: Weder das „Eine“ noch „das Andere“ (3/10) gefällt dir in Konflikten. Ich denke, du bist ein Fluchttier und gehst jedem Konflikt frühzeitig aus dem Weg. Gleichzeitig hast du mächtige Triggerbalken.

In Szenario 2 kannst du super „wählen“ welche Handlung du setzt. Tendenziell wird es auch so sein, je höher deine Ranges sind, desto weniger wird es dich triggern.

In Szenario 1 & 3 wird immer wieder Energie aufkommen, wenn der Andere etwas tut. Damit ist deine Lebensqualität quasi vom Gegenüber abhängig. Auch wenn man es nie komplett verhindern können wird, ich bin nicht gern abhängig. Ich arbeite seit ich das Buch gelesen habe, an meiner Full Range.


Warum sind wir meist „einseitig“?

Es gibt fast immer ein „Das Verhalten des Anderen ist falsch,… Es ist doch so klar, ich hab recht, der Andere solls halt checken“.

Deine Prägung & deine bisherigen Erfahrungen lassen es bisher noch nicht zu, sich dort hinzubewegen.

Du bewertest es mit „schlecht“!

Das ganze passiert so schnell, dass du es gar nicht „bewusst“ mitbekommst. Warum ist das so?

Jemand anders bewertet es komplett anders. Warum? Weil wir alle unterschiedliche Prägungen und Erfahrungen gemacht haben.

Offensichtlich hast du bei „DEINEM SCHLECHT“ Probleme es als „OK“ zu betrachten. Und daher hast du gleichzeitig auch gewaltiges Potenzial, deine Range zu erweitern.

  • Wahrscheinlich erinnert sich dein Unterbewusstsein in dieser Situation an ein „heißes Herdplatten Erlebnis“ und tut alles dafür, dich vor demselben schonmal erlittenen Schmerz zu bewahren.

Aber der Kompass zeigt dir deine blinden Flecken, und mit dem Wissen kannst du in einen inneren Dialog gehen.

Mit welchem Ziel? Mit dem Ziel, dass bisher „Schlechte“ als nicht mehr schlecht zu bewerten, sondern als „manchmal hilfreich“ und „manchmal nicht hilfreich“.

 


Warum ist das wichtig?

  • Je weiter deine Range nach links & rechts geht, desto handlungsfähiger bist du in deinem Leben. Du bist nicht im Zwang und du kannst wählen.
  • Je weniger dich Dinge triggern, desto weniger können dich „Andere“ aus der Bahn werfen. Du bist „unabhängig“. Und das ist ja dann schon mal was, oder?

 


That’s it. Das war der Konflikt-Kompass! Er zeigt dir Weg, wo selber keine mehr gefunden hast! Gehen musst du sie selber!

Eines ist sicher, wenn du ihn in Workshops einsetzt, dann hörst du es clicken & knarzen. Du hörst, wie sich die Synapsen der Teilnehmer neu verdrahten🤪.

Und last but not least:

Danke Klaus Eidenschink für die Inspiration zu dieser Vorlage.

Wie beim letzten Mal gilt auch heute -> Lass mir ein Like & einen Kommentar da, dann bekommst du die Excel-Vorlage.

Wenn du das Buch bisher noch nicht gelesen hast, dann wird es jetzt höchste Zeit!

Um dich „scharf“ zu machen, hab ich hier ein paar meiner Lieblingsstellen / Zitate aus dem Buch.

Oh yes, jeder Satz erzeugt frischfröhliches Funken zwischen meinen Ohrwascheln!

  • Systeme stehen unter dem permanenten Zwang zu entscheiden, ob sie so weitermachen wie bisher oder anders.
  • Treten Konflikte auf, dann ist nichts schiefgelaufen, sondern es ist ein Anlass, ihre Formbildung zu verstehen und sie dann innerpsychisch wie kommunikativ zu regulieren.
  • Ein Ja zu A ist immer auch ein Nein zum anderen.
  • Soziale Systeme verletzen also immer bestehende Erwartungen, wenn sie sich verändern.
  • Konflikte führen zu Entscheidungen zwischen Alternativen herbei.
  • Man braucht in jedem Leitprozess die Fähigkeit, eskalierend und deeskalierend zu wirken.

Wer den anderen darauf festlegt, wie er ihn wahrnimmt, wird zum Sklaven der eigenen Annahmen.

  • Es sind nicht die Bedürfnisse, sondern ein Festhalten an einer bestimmten Art, sie zu befriedigen, was uns für Konflikte anfällig macht.
  • Je mehr innere Konflikte jemand hat, desto häufiger gerät er/sie in äußere Konflikte oder stimuliert sie.
  • Für die Bearbeitung von Konflikten ist es daher oft besonders wichtig, die Aufmerksamkeit der Konfliktparteien auf den inneren Konflikt zu lenken, der den Widerspruch im Außen notwendig macht. Das geht selten nur intellektuell, sondern setzt das Einlassen auf die Selbstwahrnehmungsebene voraus, gewollt oder ungewollt.
  • Daher wählen Menschen meist lieber den Kampf im Außen als schlechte Gefühle im Inneren. (Hier auch mein Senf: Ich kenne auch sehr sehr sehr sehr viele Menschen, für die Konflikt im Außen ein absolutes Tabu ist. Und sie unterdrücken den Konflikt dann auch im Inneren! Leider immer auf kosten von Energie, Lebensqualität und Gesundheit.)
  • Es ist wichtig, den eigenen Gefühlen zu misstrauen. Gefühle informieren mich über mich selbst. Es ist nicht der andere, der mich beschämt, verletzt, ängstigt oder mich schuldig fühlen lässt, sondern meine Art, wie ich die Vorwürfe und Anschuldigungen verarbeite.
  • Wer in Konflikten den Eindruck erweckt, dass er nicht zu unschönen Mitteln greifen könnte, der beschwört unter Umständen genau diese Form der Eskalation herauf, weil die Gegenseite wittert, dass sie keine Angst zu haben braucht.
  • Nur wer sowohl aggressiv werden als auch Aggression unterbinden kann, wird entscheiden können, ob er den Konflikt stärkt oder schwächt, anheizt oder abkühlt, ausweitet oder eingrenzt.
  • Macht entsteht nur dann, wenn ich dieser Drohung die Bedeutung gebe, dass ich die Konsequenzen nicht haben will. Sie wird von mir als dem Bedrohten verliehen. Der Bedroher hat keine Macht, außer ich gebe sie ihm.
  • Drohung muss man auch wahr machen können und wollen, sonst schwächt man seine eigene Position.
  • Kompromisse lösen das Problem sachlich nur schlecht oder gar nicht, aber sie ermöglichen soziale Einigung.

Related Posts

Share the Post: