Lean und Agile #3

In Teil 1 und Teil 2 wollte ich folgendes zeigen ->

Lean bzw. Agilität ist ganz anders als manch Außenstehender, aber auch viele in der Bubble glauben und propagieren.

Tja, mit Lean wie mit Agilität wird gleichermaßen viel Schindluder getrieben.

 

Ich denke, dass wird auch immer so sein, dennoch ein wenig mehr Aufklärung tut in beiden „Bubbles“ Not. Und nachdem man Wissen aufgebaut hat, würde man auch gut daran tun, Erfahrung zu sammeln.

Lean & Agile Berater ohne Erfahrung an der „Front“, verstehen maximal theoretisch, was sich alles an menschlichen Dramen abspielen kann. Häufig sind das aber jene, mit den schönsten und buntesten Marketing-Auftritten.

Im Zweifel kannst du ja einfach mal nachfragen:

Wie viele Jahre Erfahrung hast du an der Front und in welcher Rolle genau gesammelt?

Und natürlich darf jeder für sich selbst entscheiden, such ich mir das „Bunte“ und „Stylische“ oder etwas anderes.

 

Was wird die Zukunft bringen?

Ich wage die Hypothese:

In Zukunft werden die Firmen erfolgreich sein, die fit in beiden Welten sind.

Die, die es verstanden haben, sehen denselben Gedanken hinter beidem. Am Ende geht es um dasselbe:

Mach Kunden rasch glücklich und schau, dass ausreichend Geld überbleibt.

Dieser Gedanke hat sich aber in unterschiedlichen Umfeldern (berechenbar vs. unberechenbar) in unterschiedliche Methoden und Tools manifestiert.

      • Wenn sich Dinge rasch verändern, brauchst du gute und rasche Entscheidungsabläufe.

      • Dort, wo sich Abläufe wiederholen, brauchst du starke, robuste und standardisierte Prozesse, die laufend verbessert werden sollen.

    Was es zudem in beiden Welten braucht, um erfolgreich zu sein, ist Kundenorientierung, Transparenz, ein hohes Maß an Kommunikation, Entscheidungs- und Konfliktkompetenz. Verteilt ist diese Kompetenz halt unterschiedlich.

    Und damit du rasch abliefern kannst, brauchst du kompetente Profis, die speziell in schwierigen Situationen gut zusammenarbeiten und Lösungen finden können.

    Wenn es gut läuft können wir alle schöne 5S Workshops und Retros machen.

     

    Wenn es „staubt“ und die „Spreissln“ fliegen, dann brauchts Kommunikations-, Entscheidungs-, und Konfliktkompetenzen.

        • Idealerweise aber weniger „Mimimi-der-andere-ist-böse, aber wir müssen uns liebhaben“ Scheinharmonie-Groupies.

        • Gleichzeitig aber auch weniger „Ellbogen-raus-Ich-mach-das-Rambo“-Schubraupen.

      Es geht auch mit Entschlossenheit, Respekt, Kraft, Empathie und Augenhöhe gleichzeitig. Lernen sollte man es halt irgendwo.

      In Zukunft brauchen Organisationen Teams, die aktiv agieren und beide Welten kennen & können. Keine Welt ist besser als die andere. Beides ist im richtigen Kontext hilfreich und im falschen nicht hilfreich.

      Also…

      • Was braucht es bei dir?
      • Oder noch besser: In welcher Ecke deines Unternehmens brauchst es was?

      Was es in jedem System braucht, sind Menschen mit den dafür notwendigen Kompetenzen. Ich finde, meine Bootmetapher bringt das wie immer sensationell 😜 auf den Punkt:

      In einer agilen Schnellboot-Crew brauchts:

        • Antizipitation & Wahrnehmung
        • Entscheidungen treffen können ohne ausreichend Informationen
        • Verantwortungs- und Gestaltungsbereitschaft in einem unsicheren Umfeld
        • Unsicherheitsstress aushalten können
        • Reflektieren und Lernen

        In einer Lean Crew brauchts:

          • Tüftler und Ursachenforscher
          • Sich an Standards halten und Abweichungssysteme verfeinern
          • Kontinuierliches Verbessern
          • Prozessorientierung & Systemthinker
          • Disziplin & die Fähigkeit synchron und abgestimmt als Organisation zu funktionieren
          • Sich mit Transparenz wohlfühlen können
          • Leistungsstress aushalten können

          In beiden Welten braucht es fix:

            • kurzzyklische Kommunikation
            • Konfliktkompetenz

            Leider fehlts auch sehr häufig an beidem.

             

            Umsteigen in die neue Welt – Wir werden jetzt agil

            Wenn Unternehmen oder Unternehmensbereiche jetzt draufkommen, sie wollen oder müssen umsteigen, dann ist das nicht ganz einfach. (Das zeigt ja auch die Vielzahl an Literatur. Wenn es einfach wäre, würden ja ein paar Bücher genügen und es bräuchte auch nicht so viele schlaue Berater.)

            Was es beim Change am Anfang vor allem braucht, sind kompetente Führungskräfte, die helfen, die Systeme zu designen, die Menschen im Change begleiten und helfen, die neu benötigten Kompetenzen aufzubauen.

            Zuvor sollte man aber fest in den Spiegel sehen und sich selbst fragen:

              • Wo muss ich mein Verhalten ändern?
              • Wo fehlt es bei mir noch?
              • Wie krieg ich die Kurve, wenn ich es zwar kognitiv verstanden habe, aber meine alten Muster zu stark sind?

               

              Der Confirmation Bias lässt grüßen!

              Keine Sorge, deine Selbstbeurteilungsfähigkeit passt eh… nur die der Anderen nicht 😘.

              Falls du „mutig“ bist, hab ich einen Tipp. Idealerweise suchst du dir einen Hater oder Kritiker. Alle Anderen werden dir nur das erzählen, was du hören willst.

               

              Aber wenn du bzw. die Führungskräfte ihren Job an sich gemacht haben, sollten sie sich folgende Fragen stellen, bevor man losmarschiert:

              Fragen an das System / das Framework sind dabei:

                  • Was wird erwartet von den Mitarbeitern und Teams? Was ist ihr Auftrag, und was auch nicht?

                  • Was darf wer entscheiden? Was nicht?

                  • Wie spielen wir team- und bereichsübergreifend zusammen?

                  • Wie erzeugen wir Transparenz und finden Abweichungen & Potenziale?

                  • Wie gehen wir damit um, falls es nicht jedem gefällt und manche „meutern“?

                Fragen für den Kompetenzaufbau sind dabei:

                    • Welche Kompetenzen brauchen wir, damit wir das System erfolgreich abfahren und auch auf Fehler und Unvorhergesehenes reagieren können?

                    • Wie können wir diese Kompetenzen aufbauen?

                  Manager mit „Das wird schon, die sollen nicht so tun“ oder „Ich vertrau meinen Mitarbeitern, die sollen sich das selber ausmachen“ werden, auch wenn es gut gemeint ist, eher viel Schmerz erzeugen als Freude bereiten.

                   

                  Der wichtigste Aspekt ist aus meiner Sicht aber Jidoka:

                  Wie merken wir es, falls etwas nicht passt?

                    • Gute Kennzahlen allein sind leider kein ausreichendes Indiz, um zu sehen, dass dein System funktioniert. Die Kennzahlen können gut sein, den Mitarbeitern geht es aber nicht gut.
                    • Du solltest wissen, dass unsichere Menschen nicht „Juhu… Ich bin unsicher und leide unter der Last zu entscheiden“ schreien… ebenso wenig „Ich kann nicht nein sagen und laufe bald ins Burnout“.

                    Es braucht auch Systeme, dass früh zu erkennen und dann auch passend darauf zu reagieren.

                    Nur „weniger“ Arbeit reinschieben ist nicht der einzige Zugang. Mittelfristig gilt es auch an der Kompetenz des „sich gspians“ & „nein sagens“ zu arbeiten. Die fehlt nämlich gewaltig in unserer Gesellschaft. Solange sie nicht da ist, müssen wir aber Menschen vor sich selbst schützen. Der Blick auf sämtliche Statistiken zu psychischen Belastungen zeigt uns ja ein eindeutiges Bild. Leider.

                    Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Newsletter. Das wars für heute.

                    Harriet Kretschmar , wars frech genug? 😘

                    #Lean #Change #Agilität #Leadership #Teamwork

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